Richard Wagner war ein Genie. Selbst erbitterte Gegner seiner Person, und derer gab es vieler, mussten zugeben, dass die Hinterlassenschaft Wagners an Größe kaum zu überbieten ist. Er war nicht nur Komponist, er war zudem auch noch Dramatiker, Philosoph, Dichter, Schriftsteller, Theaterregisseur und Dirigent. Seiner Meinung nach mussten alle Teile des Gesamtkunstwerkes von einer Hand stammen, damit die beabsichtigte Harmonie erreicht werden konnte.
Wagner nach der Uraufführung des "Ring des Nibelungen" 1876 in Bayreuth meinte: "Meine Götter sehen alle aus wie Indianerhäuptlinge..." und dann etwas niedergeschlagen: "Ich habe das unsichtbare
Orchester erfunden, nun sollte ich auch die unsichtbare Bühne erfinden".
Minna Planer
Richard Wagner war das neunte Kind eines Polizeibeamten und einer Bäckerstochter. Sein Vater starb schon kurz nach seiner Geburt und seine Mutter heiratete Ludwig Geyer, einen Freund der Familie. Auch dieser starb als Richard acht Jahre alt war und er kam zu Verwandten in Pflege. Bis zum Jahre 1828 führte er den Namen Richard Geyer, erst danach kam er als Richard Wagner in die Nikolaischule in Leipzig. In der Bibliothek eines Onkels fand er schon früh Gefallen an den großen
Dichtern wie Shakespeare oder E.T.A. Hoffmann. Sein vaterloses Dasein führte dazu, dass er ein wildes und gewissermaßen verwahrlostes Kind war, das sich aber die Unbekümmertheit und Neugierde auf das Leben erhielt.
Im Alter von 16 Jahren beschloss er, Musiker zu werden, nachdem er in Leipzig Beethovens Oper Fidelio sah.
1831 begann er mit dem Musikstudium an der Universität Leipzig, zusätzlich nahm er noch Kompositionsunterricht. Gleich sein erstes Werk, die Klaviersonate in B-Dur, erschien in Druck.
Wagner mit seinem Sohn Siegfried
Seine erste Anstellung war die des
Chordirektors des
Würzburger Theaters. Als musikalischer Leiter des Theaters in Magdeb
urg lernte er die Schauspielerin
Minna Planer kennen, die seine erste Frau werden sollte.
Wagner hatte bei vielen Menschen
Schulden, da er sich immer wieder Geld ausgeborgt hatte, das er nicht zurückzahlen konnte oder wollte. Daher kam ihm ein Angebot aus
Riga in Lettland für die Stelle des Kapellmeisters sehr gelegen. 1837 bis 1839 blieben Minna und Richard Wagner in Riga, wobei Minna eine Weile die Ehe verließ, um mit einem Kaufmann zusammen zu sein. Wagner begann in dieser Zeit mit seiner ersten
Oper "
Rienzi", die aber erst 1842 in Dresden uraufgeführt wurde. Neuerlich auf der Flucht vor seinen Gläubigern schiffte sich Wagner auf einem kleinen Segelschiff Richtung England ein. Während der turbulenten Fahrt entstanden erste Umrisse der
Oper "
Der Fliegende Holländer".
Nach einem kurzen Aufenthalt in London reiste Wagner weiter nach Paris und verbrachte dort einige Jahre in bitterer Armut. Er schrieb literarische Artikel, um Geld zu verdienen und lernte Heinrich Heine, Franz Liszt und andere wichtige Personen kennen.
Nach der Uraufführung von "Rienzi" und "Der Fliegende Holländer" begann die Ruhmeszeit für Richard Wagner. Er erhielt eine Anstellung als Königlich-Sächsischer Kapellmeister an der Dresdner Hofoper. Während dieser Zeit komponierte er auch den "Tannhäuser".
Villa Wesendonck
Die Ruhe währte jedoch nur kurz, da Wagner sich politisch stark engagierte und sich den
republikanischen Reformbestrebungen anschloss. Nach seiner Beteiligung am
Dresdner Aufstand 1849 musste Wagner in die Schweiz fliehen, wo er bis 1858 im Gartenhaus des Kaufmannes
Otto Wesendonck leben durfte. Da er sich in die Frau des Kaufmannes verliebt hatte musste er sein Exilquartier verlassen und reiste weiter nach Venedig, Luzern, Paris und Wien. Er verlässt seine Frau Minna endgültig.
1864 wendet sich das Blatt zum Guten, da er die Gunst des Königs Ludwig II von Bayern erlangt, der ihm lebenslange Unterstützung und Tilgung all seiner Schulden zusagt. Wagner war jedoch nicht nur ein geförderter Künstler für den Regenten, er war ihm väterlicher Freund und politischer Berater.
Wegen neuerlicher Einmischung in die Politik wurde Wagner jedoch gezwungen, München 1865 in Richtung Luzern zu verlassen. König Ludwig II unterstützte ihn weiterhin großzügig.
Friedrich Nietzsche
1866 starb Minna und 1870 heiratete Wagner Cosima, die Tochter von
Franz Liszt und Ex-Frau des Dirigenten und Pianisten Hans von Bülow. Sie hatten drei Kinder zusammen, Isolde, Eva und Siegfried.
Die Zeit in der Schweiz war auch geprägt durch den engen Kontakt zum Philosophen
Friedrich Nietzsche. Die beiden hatten ein ehrvolles Verhältnis zueinander, das erst in den letzten Jahren wegen philosophischer Auffassungsunterschiede auseinanderging. Nietzsches letzte Schrift, die er vor seinem Zusammenbruch 1889 schrieb, hatte den Titel „Nietzsche contra Wagner“.
Festspielhaus in Bayreuth
1872 zog die Familie Wagner nach
Bayreuth, wo er in ein Haus am Rande des Hofgartens von Schloss Bayreuth einzog, das er
Wahnfried nannte. Noch im selben Jahr begann er mit dem Bau des von Ludwig II. finanzierten Festspielhauses. 1876 wurde im August das Festspielhaus mit der Aufführung des "Ring der Nibelungen" im Beisein des Kaisers Wilhelm I, Ludwig II und verschiedenen Fürsten und Adeligen eröffnet. Die Besonderheit des „Ringes“ ist, dass er an vier Abenden gespielt wird, weil er insgesamt 16 Stunden dauert.
Die Besonderheit des Festspielhauses war, dass das Orchester unsichtbar unter einer Abdeckung spielte, die Wände keine Seitenlogen und die meisten Sitze keine Polsterung besaßen, um so wenig Schall wie möglich zu schlucken. Die Idee hierfür bekam er schon in jungen Jahren, als er in Riga in einer Art Scheune dirigieren musste, die jedoch eine hervorragende Klangqualität bot.
Königin Victoria, 1887
1877 unternahm Wagner noch eine große
Konzertreise, um in der
London Albert Hall Konzerte zu geben und von
Königin Victoria empfangen zu werden.
Sein schon lange währendes
Herzleiden veranlasste Wagner dazu, 1882 nach
Venedig zu gehen, um durch das milde Klima eine Verbesserung zu erwirken. Diese erhoffte Verbesserung trat jedoch nicht ein, er starb am 13. Feber 1883 während des Schreibens an einem Aufsatz über das Weibliche im Menschlichen. In zwei Sonderwägen wurde er per Zug nach Bayreuth überführt, wo er unter den Klängen des "Trauermarsches" aus der "Götterdämmerung" in die Gruft der Villa Wahnfried gebracht wurde, wo er auch heute noch ruht.